2 Ufer - 2 Rives
Minderheitensprachen: ein Plus in der regionalen Entwicklung
– Diese Nachricht dürfte viele Elsässer freuen, die seit Jahren für die Anerkennung und Förderung ihrer Regionalsprache kämpfen: Der Europarat hat eine Resolution verabschiedet, in der die Verwendung und Förderung von Regionalsprachen empfohlen wird, die als Element der regionalen Entwicklung bezeichnet werden.
Kein Wunder, dass diese Resolution von einer Kommission vorbereitet wurde, die der Belgier Politiker Karl-Heinz Lambertz leitete. Lambertz, lange Jahre Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft in Belgien, hatte in jungen Jahren als Assistent an der Universität Löwen im flämischen Landesteil gearbeitet. In Löwen zeigte sich damals der innerbelgische Sprachenkonflikt zwischen Flämisch und Französisch sprechenden Belgiern von seiner ganz hässlichen Seite. Die sprachlichen und kulturellen Auseinandersetzungen schlugen so hohe Wellen, dass es an der uralten Universität zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kam, die letztlich dazu führten, dass der französischsprachige Teil der Universität in eine 20 Kilometer südlich, eigens angelegte Retortenstadt Louvain-la-Neuve ausgelagert werden musste. Lambertz hat also die negative Erfahrung, was geschieht, wenn Minderheitensprachen unterdrückt oder gar verboten werden.
Heute ist Lambertz Plenarpräsident des Ausschusses für Kultur und Bildung im Kongress der Gemeinden und Regionen des Europarats.
Die Resolution ist erstaunlich kurz, sagt aber alles aus: „Die regionalen und Minderheitssprachen in Europa stellen eine wertvolle und noch nicht ausreichend genutzte Ressource für die Entwicklung der Regionen Europas dar.
Sprachliche Minderheiten spielen eine wichtige Rolle beim wirtschaftlichen Austausch, besonders in den kulturellen Bereichen und stellen ein Schlüsselelement bei der Entwicklung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit dar. Regionen, die Minderheitensprachen fördern, die in ihren Gebieten gesprochen werden, verschaffen sich damit Vorteile für das wirtschaftliche Wachstum.
Durch die Förderung ihrer Verwendung in Bildung und im öffentlichen Bereich, sowie durch die verstärkte Anwendung der Europäischen Charta zu regionalen und Minderheitensprachen, können lokale und regionale Behörden ihren Regionen einen starken Wettbewerbsvorteil verschaffen.“
Damit wäre es also endlich einmal deutlich gesagt und speziell in Ländern, in denen regionale und Minderheitensprachen noch gelegentlich als Bedrohung der nationalen Einheit betrachtet werden, sollten damit endlich die Barrieren fallen. Eine Nachricht, die im Elsass die Verfechter der Regionalsprache in ihrer Arbeit bestärken wird.
2 Ufer.com vom 19.03.2010